Die Albäckersmühle
Mensch werde wesentlich
Die Altbäckersmühle ist vor allem in allem ein Ort, der Stille und innere Einkehr ermöglicht. Die vor etwa 400 Jahren als Getreidemühle errichteten Gebäude liegen eingebettet in ein Tal, das nach wie vor vom Hasenbach durchströmt wird – wo Fuchs und Hase sich Gute Nacht sagen, dort können auch Menschen zur Ruhe kommen.
Der Ort ist in seiner Art und Weise (auch) Programm: auf Tradition gegründet und modern belebt, von Natur umgeben und die eigene Natur hervorbringend, auf Gegebenem basierend und Neues, in klarem Rahmen freien Raum bietend, abgeschieden vom Lärm der Welt und dennoch gut erreichbar. Ein Ort, der einlädt, zur Ruhe zu kommen, aufzutanken und sich mit den zentralen Fragen des Lebens gleichermaßen wohlwollend wie ausdauernd zu beschäftigen.
Der weitläufige, in der Ästhetik des Zen wunderbar gestaltete Garten entlang des Hasenbachs lädt ein, in Stille zu gehen, zu sitzen, zu sein; Haupt- und Gästehaus, der Innenhof mit seiner großen Glocke, deren Klang am Morgen zur Übung ruft und diese am Abend beendet, der Felsen-Dojo, das Wolkentor – jedes einzelne Element hat seinen Platz, alle gemeinsam bilden eine äußere Ordnung die dabei unterstützt, im Inneren Ordnung entstehen zu lassen.
Ist der Ort der Stille gefunden, lass Dich dort nieder und richte Dich auf. Versenke Dich in die offene Weite und denke das Nichtdenken. Halte den Rücken gerade, die Schultern fallen nach unten. Richte das lodernde Erleben auf, wiege den Atem. Lasse Geist und Körper abfallen. Keine übertriebene selbstbezogene Beschäftigung, bloß schweigendes Dasitzen ohne Wertung und mit heiterer Beobachtung des Gegebenen, fernab begrifflichen Einholens.
Immer wenn ein Gedanke auftaucht, sei dir seiner bewusst; sowie er dir bewusst ist, wird er verschwinden. Wenn du für einen längeren Zeitraum achtlos gegenüber Objekten bleibst, wirst du auf natürliche Weise vereinheitlicht. Das ist die essentielle Kunst des Sitzens in Versenkung. Sitzen in Versenkung ist das Wahrheitstor zu grosser Ruhe und Freude.
Sich selbst näher zu sein als die eigene Halsschlagader, bedeutet, sich in selbst entlarvender Versenkung völlig zu vergessen, um nüchterne Einsicht in das Gegebene zu erleben – unnachgiebig aufrichtig und schonungslos anerkennend. Übe entschlossen und in unbeirrbarer Geduld, sodann enthüllt sich die reine Anwesenheit des rang- und namenlosen Menschen, welcher der Sitzende fürwahr ist.
Das einfache, strahlende Selbst wird geschärft und gereinigt, bis es ohne jeden Makel ist. Laß alles Klassifizieren sich auflösen und fege es fort. Wenn Du aus Dir heraus verstehst und einfach leuchtest, dann kann sich der Duft der heiteren Gelassenheit verbreiten..
Hongzhi Zhengjue