PRAXISPERIODE SAMU WOCHE

ORA ET LABORA, ODER SO …. Beten und arbeiten – die Beschreibung christlich-mönchischen Lebens ist nichts, was so direkt einladend klingt, oder? Und doch waren wir, mal zu sechst, mal zu acht, eine Woche mit genau diesen beiden Tätigkeiten beschäftigt: wir haben gebetet – na gut, das heißt bei uns Zazen üben, und gearbeitet – also Samu gemacht…

Eine zufällige zusammengewürfelte Gruppe, teilweise bekannt untereinander und größtenteils einander fremd, durfte eine Woche erleben, in der sich die Zen-Übung und damit der Übungsort der Altbäckersmühle, auf einfachste und eindrucksvollste Weise empfahl. Wir waren still und lustig, sehr fleißig und entspannt, ganz fremd und still vertraut. Wir haben viel geschafft, ohne uns zu stressen, einander geholfen, uns am Tun und den Ergebnissen erfreut. Wir haben den Ort, das Tun, die einfach-köstlichen Mahlzeiten, den Bach (es war warm) und alles drumherum genossen – sogar das Pumpenmalheur konnte niemanden aus der Fasson bringen – im Gegenteil: die findigen Ideen sorgten für manuell mögliche Klospülung – den Rest erledigten Teich und Bach. Und natürlich der Pumpen-Notdienst, der am nächsten Tag mit neuer Pumpe kam.

Wie einige von uns die Tage erlebt haben, liest du hier – 

Lukas ShinDo

Für mich war der Samu-Sesshin eine ganz wertvolle Erfahrung. Dass man in Ruhe arbeiten kann, ohne Druck durch eine lange Todo-Liste die einem ständig im Nacken sitzt und dafür sorgt, dass man niemals fertig wird, war eine Offenbarung. Einfach nur tun und aufhören, wenn es Zeit zum Essen ist. Alles stehen und liegen lassen, ohne dass man fertig ist. Ein befreiendes Gefühl. Ich darf ruhig und langsam arbeiten, ich darf Pausen machen. Dies gelingt mir im Alltag nur selten. Obwohl ich mein eigener Herr bin. Oder vielleicht gerade deshalb? Es war schön zu erfahren, dass es auch anders geht. Daran möchte ich mir ein Beispiel nehmen und es immer wieder versuchen. Ich bin im nächsten Jahr gerne wieder dabei.

Darüber hinaus, fand ich unsere Gruppe wunderbar. Jede Person achtete auf die anderen. Alles war leicht und im Nu erledigt, kochen, Tisch decken und abräumen, putzen, jede Handlung floss ineinander. Wir waren ein intuitives Kollektiv. Irre!

Gerhard SeiHo

Praxisperiode, Samu-Sesshin oder einfach in Gemeinschaft SEIN. Dieses einfach SEIN fällt mir in meinem Alltag so schwer und doch werde ich die Eindrücke aus dem gemeinsamen Essen, Arbeiten, Sitzen (auf dem Kissen und am Feuer), die Gespräche beim Arbeiten, mit nach Hause nehmen, um mich in einer stillen Minute im Alltag daran zu erinnern und daraus Kraft zu schöpfen. Danke an alle Wesen denen ich in diesen Tagen begegnen durfte.

Paola

Die Samu-Woche war für mich eine ganz tiefe, und schöne Erfahrung, die ich gerne kommendes Jahr wiederholen würde. Von Anfang an fing unsere Woche vor dem Hintergrund des sich abzeichnenden Bauschadens am Gästehaus an, der Tag für Tag umfangreicher und deutlicher wurde. Gefühlszustände des Entsetzens, der Schwere, der Ungewissheit gehörten mit dazu, was ich aber nicht als (durchgehend) belastend empfand. Ich glaube es lag daran, dass wenn Baustelle dran war, war Baustelle dran. Wenn wir zusammen gekocht haben, haben wir zusammen gekocht und das war sehr schön!

Alle und Alles hatte seinen Platz und seine Zeit. Tagsüber haben wir gearbeitet an unseren *Projekten*, die sich ganz leicht gefunden haben, sich ergebend aus dem was zu tun war und unseren persönlichen Vorlieben, im Nachhinein betrachtet, vielleicht auch aus dem was für uns jeweils gerade dran war. Es hat sich angenehm und leicht angefühlt, mit Muße und auch mal z.B. langsam vorgehen zu dürfen. Kein Stress oder Zeitdruck, wie ich es sonst ziemlich gut kenne. Auch zu erfahren die Arbeit ruhen lassen zu können, ohne schlechtes Gewissen, fand ich sehr schön. 

Eingerahmt durch gemeinsames Sitzen, morgens und abends. Wohltuende Stille und tiefe, stille Übung am plätschernden Bach, dessen Präsenz so tröstlich und schön ist… Die Mühle war wie immer wunderschön und sehr kraftvoll mit ihren wunderschönen Blumen, Gräsern und Schmetterlingen, den unzähligen Käfern und Eidechsen und den Karpfen im erfrischenden Teich. Es hat sich alles sehr fließend angefühlt, auch mit den Menschen, die von Anfang an da waren oder mit dazu kamen und die Menschen, die mir erstmal unbekannt waren, wurden dann sehr vertraut im gemeinsamen Sein. Grundsätzlich fühlte ich mich sehr aufgehoben.Danke!

Wilma SeiDo 

In mir hat die Erfahrung, auch wenn sie kurz war, ebenfalls nachgewirkt. Zum Einen das Angenommensein von allen Personen, die mich gar nicht kannten und die auf verschiedene Art ausgedrückt haben, dass sie mich auch gerne für das Wochenende dabehalten hätten…  Zum anderen: Es ist ein anderes Aufgehoben Sein in der Mühle jetzt für mich. Eines, das sehr gut zu mir passt. Als ich ankam fühlte ich mich erwartet und willkommen – wie immer und doch anders, weil HoKai und Pia eine andere Ausstrahlung haben. Mein Bett war bezogen (neu!), das war erst befremdlich für mich – ich bin von Jugendherbergen und von früher gewohnt, das selbst zu tun. Ich bekam selbstverständlich Essen und das war einfach und lecker. Genauso selbstverständlich sollte ich dazu beitragen, auch wenn ich nicht lange genug da war, um zu kochen. Es wurde abgesprochen, was getan werden sollte und es wurde erwartet, dass jede/r der dazu etwas zu sagen hatte, sprach (neu!).

Wann immer ich etwas tat, tat ich es auf eigene Verantwortung (neu!) und nicht nach genauer Anleitung, die primär auf Sicherheit angelegt ist. Ja, und zu dem Mehr an Eigenverantwortung und dem Anspruch an “sich von sich aus einbringen” passt dann auch wieder, dass das Bett schon bezogen ist, ein Zeichen des “Umsorgens”, “Füreinander da sein”. Was sich auch geändert hat, ist das “Be-Leben” des Geländes. Für mich ist es wie eine Befreiung, dass der Bach jetzt zum begehbaren Gelände dazugehört. Auch insgesamt bewege ich mich freier. Vorher kam ich mir manchmal (zu) gut behütet vor …

Conny

Samu ist Zen in Aktion – mit großer Sorgfalt, so achtsam wie eben möglich, genau das zu tun, was jetzt gerade zu tun ist: reparieren, Türen streichen, kochen, putzen, Keller grundsanieren, Garten bewässern, ohne Wasser sein, Texte schreiben… auch: mitten in der Katastrophe zu stehen und dennoch Zazen zu üben; so, wie wir es immer tun. Es ist und war ja, wie immer, einfach nur das ganz normale Leben – dieses Sein ganz in mir und ganz mit der Gruppe, ohne Trennung, war für mich eine kostbare und pure Zen-Erfahrung. Ich bin dankbar, sehr erfrischt und Herz-genährt nach Hause gefahren; und komme sicher wieder, auch zur Samu-Woche.

HoKai

Am Ende der letzten Praxisperiode wusste ich, dass wir das Dach vom Mühlen Haupthaus neu decken und dämmen müssen. Am Ende der dritten Woche der PP in diesem Jahr war klar, auch das Dach der Scheune muss komplett saniert werden. Ich habe also zwei völlig marode Dächer zu flicken. In der Praxisperiode selbst – reißt mir in vier Wochen 2x mein Meniskus und zwingt mich zur Ruhe. Konfrontiert mit meiner Unfähigkeit selbst mitarbeiten zu können, lehrte mich mein Meniskus letztlich dankbar Hilfe anzunehmen und mir vor mir selbst einzugestehen, ich schaffe ES einfach nicht alleine! Es war deshalb sehr unterstützend für mich, dass ich in diesen Wochen nicht alleine war  …. Mein ganz herzlicher Dank an alle – die mit mir in der Mühle waren und uns ganz konkret geholfen haben, insbesondere auch an Carola, der ich in der zweiten Woche leider absagen musste. 

Pia 

Ich erlebte die Tage während dieser Zeit als äußerst unterstützend. Die Herausforderungen, die vor Hokai und mir liegen, erschienen mir durch den Flow des Miteinanders leichter und unbeschwerter. Der Flow des Hand in Hand Arbeitens, des abwechselnden Kochens, des sich ohne viel Worte Abstimmen’s, des Miteinander Seins …eingerahmt von gemeinsamen Morgen und Abend Zazen. Danke an Euch alle!

3 Meinungen zu “PRAXISPERIODE SAMU WOCHE

  1. ShinDo sagt:

    Ich danke Euch allen für diese wunderbare Woche, die noch lange nachgewirkt hat und freue mich auf ein Wiedersehen 🙂

  2. Conny sagt:

    Samu-Sesshin…wunderbar. Für alle, die erfahren wollen, was Meditation mit dem täglichen Leben und umgekehrt zu tun hat :-). Gerne wieder…vielen Dank für die Möglichkeit, diese Erfahrungen zu machen.

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