ABSCHIED VON EINEM WEGBEGLEITER

In der Übung fortschreiten ist weder fern noch nah.
Im Zustand der Täuschung
bist du Berge und Flüsse davon entfernt.
Ich fordere alle Sucher
der Wahrheit ehrerbietig auf:
vergeudet eure Tage und Nächte nicht.

Shitou Xiqian (Sekitō Kisen, 700-790)

Leben und Tod sind ernste Angelegenheiten und Tod folgt dem Leben mit schrecklicher Geschwindigkeit” – so soll Yongjia Xuanjue (Yōka Genkaku, 665 – 713) gegenüber dem sechsten Dharmavorfahren Dajian Huineng (Daikan Enō, 638 – 713) seine Unbekümmertheit hinsichtlich der “dreitausend Regeln und achtzigtausend einzelnen Pflichten” eines Mönchs entschuldigt haben. Auf dessen Frage “Warum erlangt Ihr nicht Nicht-Geburt und befreit Euch von dieser Geschwindigkeit?” antwortete Yongjia Xuanjue: “Erlangen ist Nicht-Geburt, und elementare Freiheit ist niemals geschwind.

Was der sechste Dharmavorfahr nur bestätigen konnte. Da sich Yongjia Xuanjue überreden ließ, wenigstens über Nacht zu bleiben, gilt er als Schüler Huinengs – auch wenn dieser Xuanjues Erwachen und sein Verständnis von Nicht-Geburt nur bestätigen konnte. So wurde Xuanjues Besuch als ‘Erleuchtung von einer Übernachtung’ bekannt – auch dies ein Beispiel für “schreckliche Geschwindigkeit”.

Diese alte Geschichte fiel mir ein, als ich heute Morgen vom Tod eines alten Dharmabruders erfuhr, Norbert RinDō Hämmerle. Leider konnte ich nicht so häufig mit ihm gemeinsam sitzen, wie ich das gerne getan hätte. Seine Sanftmut wärmte mir – einem selbst wenig sanftmütigen Menschen – das Herz. Die große Entfernung und auch gesundheitliche Probleme in den letzten Jahren verhinderten häufigere Begegnungen; die letzte war die DBU-Mitgliederversammlung 2018. Tod folgt dem Leben mit schrecklicher Geschwindigkeit …

Sind Wesen aufrichtig treu geworden,
ehrlich und aufrecht, mit sanfter Absicht,
mit ganzem Herzen wünschend, den Buddha zu schauen,
ihr eignes körperliches Dasein sich nicht missgönnend,
dann werden ich und die versammelte Sangha
zusammen auf dem heiligen Geiergipfel erscheinen.

Dann erzähle ich den Lebewesen
dass ich in dieser Welt ohne Ende verweile,
durch die Kraft förderlicher Mittel
erloschen erscheinend oder nicht.

Andere Länder enthalten Lebewesen,
ehrfürchtig mit strebendem Vertrauen;
auch unter diesen gebe ich
dem höchsten Dharma meine Stimme.

Ihr, die ihr sie nicht hört,
nehmt nur an, ich sei ins Erlöschen gegangen.
Ich schaue die Lebewesen,
ertrinkend im Meer des Leidens.

Daher offenbare ich mich nicht,
sondern versetze sie alle in Sehnsucht
bis, ihre Herzen gefüllt mit Verlangen,
ich hervortrete, den Dharma zu verkünden.

Mit solch alldurchdringender spiritueller Kraft,
seit unzähligen Kalpas
verweile ich auf dem heiligen Geiergipfel
und an jedem anderen Wohnsitz.

Sehen Lebewesen das Ende des Kalpas,
in großem Feuer alles verzehrt,
bleibt meine Wirkungsstätte heiter und ruhig,
ewig gefüllt mit Menschen und himmlischen Wesen.

(Myōhōrengekyō nyorai juryōhon ge)

 

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