ZEN MEDITATION
Was ist Zen? Versuch einer Einführung.
Zuvor: Dieser Text richtet sich vorrangig an mehr oder weniger Interessierte, die erste Informationen zu Zen und zu Zazen (‚Zen – Meditation‘) suchen. Wer sich schon etwas länger mit Zen befasst – praktisch wie theoretisch – wird vielleicht einwenden, dass die Frage ‚Was ist Zen‘ schlicht unbeantwortbar ist, zumindest mit Worten. Und er hätte recht. Mehr als eine Annäherung an das Thema Zen, eine Hinweisung, kann dieser Text nicht sein.
Es gibt da eine bezeichnende Geschichte über den hochgeschätzten Zenmeister Zhaozhou, zu dem ein Wandermönch kam, der ihn um Unterweisung bat. Diese Wandermönche waren meist junge Leute, die ihre ‚Grundausbildung‘ abgeschlossen hatten und sich nun „umsahen“. Sie suchten verschiedene Lehrer (und auch Lehrerinnen) auf, von denen sie gehört hatten, um die Tiefe ihrer eigenen Erfahrung an diesen zu messen und womöglich von ihnen dazuzulernen.
Zhaozhou war selbst, nachdem sein Meister verstorben war, viele Jahre auf diese Weise auf Wanderschaft gewesen, bevor er zu lehren begann und sein Ruf als Zenmeister sich verbreitete.
Nun – wie reagierte Zhaozhou auf die Bitte des Wandermönchs um eine Zen-Unterweisung? Er fragte ihn zunächst, ob er schon gegessen habe. Als der Mönch dies bejahte, sagte Zhaozhou: „Dann wasche deine Schale“.
Diese alte Geschichte ist auch ein recht bekanntes Kōan (dazu später), die sich sicher auf vielen verschiedenen Ebenen deuten lässt – worum es in der Kōan-Praxis allerdings nicht geht. Aber eine bestimmte Deutung ist sicher richtig: dass es Zhaozhou bei dieser Unterweisung um ein Hinweisen auf Prioritäten ging.
Wir haben „gegessen“ und damit diese, unsere Lebenswelt ergriffen. Unsere Aufgabe, wenn wir dem Weg des Zen folgen, ist es nun, „die Schale zu waschen“. Was auch immer dies konkret für uns bedeuten mag, müssen wir selbst herausfinden. Es ist jedenfalls ein Hinweis auf ein Tun. Wobei ‚Tun‘, Aktivität, Praxis – das ist das, was uns das Dharma-Tor des Zenweges öffnet, nicht theoretische Unterweisung. Und diesen Zenweg dann zu gehen – auch diese Metapher verweist mit dem ‚gehen‘ auf ein Tun.
Wobei sich im Zentrum dieses Tuns ein Nicht-Tun finden lässt. Und wenn es gefunden wird, lösen sich alle Unterschiede auf; nicht zuletzt der zwischen Tun und Nicht-Tun. Für Dōgen Zenji, der im 13. Jahrhundert die japanische Übungsgemeinschaft des Sōtō – Zen begründete, ist dieses Tun, das ‚Waschen der Schale‘, gleichbedeutend mit dem „Klären des Geistes“. Und die Übung, die den Geist klärt, ist zentral das von ihm gelehrte Zazen, Zen-Sitzen.