BODHISATTVA ZEREMONIE

Ein besonderer Tag in der Altbäckersmühle: Am 31. Juli 2022 erlebten fünf junge Männer einen Wendepunkt in ihrem spirituellen Weg. In der Altbäckersmühle, wurden sie durch die Jukai-Zeremonie zu Bodhisattvas, zu Zen-Laienordinierten, geweiht. Ein Ereignis, das in der stillen und mystischen Atmosphäre dieses Ortes, wo die Natur noch scheinbar ungestört ist, für alle Wesen – den sichtbaren und den unsichtbaren – eine besondere Bedeutung erhielt.

Die Zeremonie begann vormittags mit einer längeren Gehmeditation durch den weitläufigen Garten des Zen-Zentrums. In einer Atmosphäre höchster Konzentration und Achtsamkeit chanteten sie gemeinsam: ‘OM NAMU BUTSU BUDDHA SHAKYAMUNI’. Diese Augenblicke des gemeinsamen Chantens während des Gehens waren Ausdruck ihrer Verbundenheit und Demut mit der Lehre des Buddha. An verschiedenen Altaren des Tempelgartens und im Tempel selbst brachten sie ihre Ehrerbietung zum Ausdruck, indem sie chantend Räucherstäbchen offerierten, ein Symbol für Reinigung und spirituelle Hingabe. In einer gemeinsamen Prozession betraten sie das Zendo, dem Meditationsraum, dort setzte sich die Zeremonie fort. Sie begann traditionell mit zahlreichen Niederwerfungen – eine körperlich anspruchsvolle Praxis in Anbetracht der hohen sommerlichen Temperaturen, die alle Beteiligten gehörig ins Schwitzen brachte 😉

In der Zen-Tradition ist die Bodhisattva-Zeremonie ein wichtiger spiritueller Akt, bei dem die Teilnehmer feierlich Bodhisattva-Gelübde empfangen. Diese Gelübde drücken das ethische Fundament für den Weg des Mitgefühls und der Weisheit aus und sind ein Versprechen, zum Wohl aller Lebewesen zu wirken. Die Zeremonie symbolisiert oft einen tiefen spirituellen Neuanfang und eine verstärkte Hingabe an den Pfad des Erwachens, nicht nur für das eigene Wohl, sondern für das Wohl aller Wesen.

HoKai übertrug den Teilnehmern die Gelübde der Bodhisattvas. Dieser Moment markierte den formellen Übergang und das Bekenntnis der Teilnehmer zu den Pfaden des Zen. Lange vor der Zeremonie haben die Teilnehmer ihre Robe selbst genäht. Dies ist ein ganz wesentlicher Teil der Vorbereitung auf die Zeremonie, damit sich die Adepten in ganz besonderem Maß mit ihrem Gewand verbunden fühlen und ihr Bewusstsein dafür schärft, dass letztlich ihre Robe die Haut des Buddha ist. Vor dem Empfang der Robe, rezitierten die Männer einen Text, der ihre Bereitschaft und Achtsamkeit für diesen bedeutenden Schritt unterstrich: ‘Ich, ….. , Jünger des Buddha, empfange die Robe mit fünf Bahnen. Jede Bahn besteht aus einem kurzen und einem langen Stück. Ich werde dieses Gewand des Buddha tragen, mit Körper und Geist, im Bewusstsein der heutigen Bedeutung.’ Dann legten sie die Roben auf ihre Köpfe und rezitierten gemeinsam das Kesa Sutra 2x in Japanisch und einmal in deutscher Übersetzung:

‘Großes Gewand der Befreiung, Feld, jenseits von Form und Leere. Die Robe des Tathagata tragend, mit allen Wesen erwachen.’

Dieses Sutra spiegelt die tiefgreifende Bedeutung des Tragens der Robe wider und betont die Verbindung aller Wesen in der Praxis der Befreiung. Jeder der Aspiranten erhielt von HoKai einen individuellen Dharma-Namen, der ihre persönliche spirituelle Aufgabe und Bestimmung reflektierte. Ein weiterer bewegender Moment war die Überreichung der Blutlinie jap. Kechimyaku auf Reis-Papier, die den spirituellen Stammbaum vom Buddha Shakyamuni über die Patriachen der Vergangenheit bis zu HoKai im ‘Hier und Jetzt’ darstellt. Diese Übertragung ist ein Symbol der tiefen Verbundenheit und der fortlaufenden Übertragung der Lehre.

Nach dem Abschluss der Zeremonie gratulierten verschiedene Anwesende den neuen Bodhisattvas. Diese Glückwünsche kamen von tiefstem Herzen und waren ein Zeichen der Gemeinschaft zur Unterstützung der jüngsten Bodhisattvas auf ihrem weiteren Weg.

Das Sesshin endete mit dieser Zeremonie, eine Woche intensiver Übung und Praxis, in Erinnerung an Kobun Chino Otogawa Roshi, den Dharma Großvater von HoKai. Dieses Sesshin stand im Zeichen der Selbstreflexion und der inneren Transformation, inspiriert von den Worten Kobun’s: ‘Die Zenpraxis ist die Kerze, die in deiner dunkelsten Kammer brennt.’